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Tausche mein Zuhause

Wird doch wieder mal Zeit, einen Blog mit den Edmonton Oilers zu beginnen. Warum? Na, weil sie es heuer vermutlich in die Playoffs schaffen werden, mit Connor McDavid und vor allem Leon Draisaitl zwei unfassbar großartige Stürmer in ihren Reihen haben und ich halt seit den späten 1980er Jahren Fan von ihnen bin. OK, das waren jetzt die Gründe, die (bis auf die Playoff-Chancen) immer Gültigkeit haben. Aber der wahre Grund ist heute ein anderer:

Freitag Abend habe ich nach unserer Übertragung der Villach-Salzburg-Partie im Hotel noch die Nachricht vernommen, dass Bozen und Znojmo – nachdem sich die Gemüter aufgrund der Strafenorgie und des Zuschauerverhaltens wieder beruhigt hatten, für Spiel III ihrer Viertelfinal-Serie am kommenden Sonntag das Heimrecht tauschen. Somit werden die beiden Kontrahenten nicht in Bozen, sondern nach dem vergangenen Freitag nun back to back nochmals in Tschechien gegeneinander antreten.

Hintergedanke ist, ein Geisterspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Palaonda in Südtirol (vorerst) zu vermeiden. Dieses wäre nämlich aufgrund der Vorgaben der italienischen Behörden unumgänglich gewesen. Die Erste Bank Eishockeyliga hat bereits ihr OK gegeben. Außerdem schreibt nunmehr ein Dekret der tschechischen Regierung allen Personen, die aus Italien in die tschechische Republik einreisen, eine Quarantäne von 15 Tagen vor.

Somit ist auch ein Antreten von Znojmo in Bozen – egal ob in einer leeren oder vollen Halle – nicht mehr (oder nur mehr einmal) möglich.

Lyle Seitz, Director of Hockey Operations der EBEL, hat in den Gesprächen der letzten Tage sinngemäß folgenden sehr interessanten Satz gesagt: „In Sachen Corona-Virus ändern sich die Neuigkeiten nicht täglich, sondern stündlich.“ Was meint er damit? Es ist fast nicht möglich, hier eine längerfristige Planung vorzunehmen. Die Playoffs der Alps Hockey League (mit vier italienischen Vereinen in vier Serien) wurden nun mal bis 16.03.2020 ausgesetzt. Und mit dem HCB Südtirol, immerhin die Topmannschaft mit dem Erst-Pick in den Playoffs, wissen wir alle nicht, wohin die Reise gehen wird.

Fakt ist, dass zumindest das Sonntags-Spiel nicht in einer leeren Halle ausgetragen werden muss und beide Teams den Samstag als Ruhetag ausnützen können. Energiesparen statt Busfahren.

Aber zurück zu den Edmonton Oilers. Was machen die in diesem Blog? Naja, das ist historisch bedingt. Lust auf eine kleine Zeitreise? Wir schreiben das Jahr 1988. Am 24. Mai um 21.31 Uhr (oder 21.32 Uhr – je nach Recherche) sind in Spiel IV der Stanley Cup Finals zwischen den Boston Bruins und den Edmonton Oilers 16 Minuten und 37 Sekunden im zweiten Drittel gespielt. Die Bruins liegen in der Best-Of-Seven-Serie 0:3 zurück und konnten an diesem Abend vor heimischer Kulisse einen 0:2 Rückstand drehen, lagen kurrzeitig sogar 3:2 in Front, ehe Craig Simpson der 3:3 Ausgleich gelang. Plötzlich Stromausfall in der Halle. Es funktioniert nur mehr die Notbeleuchtung. Der Boston Garden wird evakuiert und das Spiel kann nicht fortgesetzt werden. Eine Krisensitzung jagt die andere. Wie soll nun fortgesetzt werden, da ja zwei Tage später schon wieder Spiel V in Edmonton auszutragen gewesen wäre?

Die NHL entschied damals aufgrund ihres Regelments, Spiel IV gar nicht zu werten und mit Spiel V in Edmonton fortzufahren. Sollte es den Bruins gelingen, die nächsten drei Spiele (in Edmonton/Boston/Edmonton) zu gewinnen, würde Spiel VII dann in Boston ausgetragen werden. War das eine faire Entscheidung?

Ich sage: Ja! Nicht, weil die Oilers mit dem Heimsieg beim nächsten Match den Titel fixieren konnten, sondern weil es die einzig machbare Lösung war.

Denn der Boston Garden war ja an den Tagen dazwischen auch noch von den Basketballern der Celtics zu bespielen. Natürlich war es ein Heimvorteil für Edmonton, aber umgekehrt, hatten sie davor ja schon drei Mal gewonnen und Boston hätte sowieso zumindest zwei Siege in Alberta benötigt. Wäre ihnen das gelungen, hätten sie im Gegenzug in einem alles entscheidenen Spiel VII entgegen den Ergebnissen der regular season Heimrecht gehabt, was dann wohl den Oilers nicht geschmeckt hätte.

Sport versucht so gerecht wie möglich zu sein. Und in den meisten Fällen gelingt das auch. Gegen Stromausfälle und Corona-Viren sind aber auch die fairsten Regeln manchmal chancenlos und dann verlangt es einer umsichtigen Herangehensweise aller Beteiligten, um das Beste daraus zu machen. Für dieses Wochenende ist das den Vertretern von Znojmo, Bozen und der EBEL jedenfalls gelungen!

Alle Neuigkeiten rund um das Viertelfinale gibt es am Sonntag ab 17.15 Uhr im Rahmen der Servus Hockey Night. Wir übertragen Klagenfurt vs Linz. Und das gleich 2x. Sonntag aus Klagenfurt. Dienstag dann Spiel IV aus Oberösterreich. Fahrplan der SHN.