Es war vergangenen Mittwoch, die letzten Jahresrückblicke 2017 verschwanden von diversen Homepages, die Vierschanzentournee war in Innsbruck angekommen, die Darts-Welt feierte einen neuen, bescheidenen Champion und die Vienna Capitals hatten sich schon mal für die Play-Offs qualifiziert. Und das bereits zwei Monate vor deren tatsächlichem Beginn.
Ja genau, der Meister 2017 stand bereits nach drei Tagen im Jahr 2018 als erster von acht Teilnehmern der Post-Season fest.
Jenem Teil der Saison, auf den alle Cracks das ganze Jahr über hinfiebern. Und jener Teil der Saison, in welchem die Servus Hockey Night zusätzlich zu den aktuellen Online-Übertragungen auch wieder bei Servus TV im Fernsehen ausgestrahlt werden wird. Die geilste Zeit des Jahres.
Damit der Weg dorthin für Fans und Medien so kurzweilig wie möglich ist, hat sich die Liga im Laufe der Jahre immer wieder Modus-Änderungen einfallen lassen. Schließlich soll die Spannung auch von Anfang September bis Ende Februar schon aufgebaut werden und nicht erst in den Viertelfinalspielen einsetzen.
Aufgrund der unterschiedlichen Budgets der Teams und daraus resultierend der unterschiedlichen sportlichen Niveaus kann man in der EBEL eben nicht wie in der NHL alle 12 Teams im Round Robin System (jeder gegen jeden) eine bestimmte Spielanzahl spielen lassen und davon ausgehen, dass alle 12 Vereine im Februar noch ernsthaft um die Top-8 mitfighten können.
Für so manches Team wäre bereits zu Weihnachten die Phase der meaningless-games angebrochen, die natürlich in weiterer Folge auch mangelndes Zuseherinteresse mit sich bringen würden.
Die bisherigen Ansätze:
.) In der 8er Liga (damals noch UNIQA) spielten 1999 vier österreichische Teams (KAC, VSV, WEV, VEU) und vier internationale Teams (Ljubljana, Jesenice, Szekesfehervar, Dunaferr). Da man sich für die Play-Offs aber wieder in die jeweiligen nationalen Ligen verabschiedete, war für die vier österreichischen Teilnehmer von August an schon klar, dass sie fix fürs Semifinale gesetzt waren. Spannung sieht wohl anders aus.
.) Daraufhin wurde eine Idee der Nationalliga übernommen, die bei acht Teams nur die Top-4 in die Play-Offs kommen ließ (50%), was das Erreichen derselben schon zu einem echten Kampf vom ersten Spiel weg werden ließ. Da es aber auch in der damaligen zweithöchsten Spielklasse qualitative Unterschiede gab, entschloss man sich die erworbenen Punkte bei Hälfte des Grunddurchganges zu halbieren, um auf diese Weise die Vereine in der Tabelle wieder enger zusammenrücken zu lassen. Sportlich war diese Idee der Punkteteilung natürlich nicht zu 100% fair, aber es verschaffte der Liga ein wenig mehr Ausgeglichenheit, und somit auch mehr Spannung.
Das Gegenargument lautete: Die erste Phase der Meisterschaft wird somit entwertet und (noch) uninteressanter. Dem kann man nicht widersprechen. Vor allem in Verbindung mit langen Übertrittszeiten starteten immer mehr Teams mit reduzierteren Kadern und verpflichteten erst im Laufe der Saison die Top-Imports nach, wodurch wieder ein wenig Geld gespart werden konnte.
Der nächste – und bis heute letzte – Schritt wurde mit der (Wieder-)Einführung der Zwischenrunde gemacht. Bekanntermaßen sind bei 12 Teams die Top-6 nach 44 Runden (jeder gegen jeden 4x) in der oberen (Platzierungs-) Runde, während die Bottom-6 in der Qualifikationsrunde landen, um dort in 10 Spielen um die letzten zwei verbliebenen Play-Off-Plätze zu ringen.
In beiden Tabellenhälften nehmen die Teams je nach Platzierung im Grunddurchgang Bonuspunkte mit. Dies soll die Bedeutung des Grunddurchganges aufwerten.
Zugegebenermaßen finde ich die Qualifikationsrunde für eine sensationelle Phase der Meisterschaft, die so richtig Vorfreude auf die Play-Offs macht. Jeder gegen jeden einmal auswärts und einmal zu Hause. Ganze zehn Spiele, die darüber entscheiden, ob meine Saison noch erfolgreich werden kann – oder ob Schluss ist. Jedes Spiel zählt. Und immer wieder ergeben sich in diesem Durchgang Konstellationen, die noch bis zum allerletzten Spieltag drei oder sogar vier Teams den Traum auf den Play-Off-Einzug träumen ließen.
Wie liebe ich doch diese bunten Grafiken der Liga, anhand derer wir dann vor den Übertragungen stundenlang herumrechnen, bei welchen Ergebnissen, welches Team welche Position inne hätte und was passieren könnte und was am interessantesten zu übertragen wäre, und und und.
Ganz im Gegenteil dazu stellt sich die Platzierungsrunde hier oft als Überbrückung dar, die den Jänner-Jubel über die fix erreichten Play-Offs schon mal in Katzenjammer umschwenken ließ, einfach weil die Form nicht über ein weiteres Monat konserviert werden konnte. Dem mentalen Hoch der Teams und der Fans folgte manchmal das baldige Tief, so als ob man zur Vorbereitung auf die wirklich wichtigen Momente nunmehr eine 10-Spiele dauernde Freundschaftsmatch-Serie hinlegen muss. Wie geht man diese Serie an? Schont man seine besten Spieler, lässt sie Verletzungen auskurieren? Wie wichtig ist es, möglichst weit oben abzuschließen, um sich den Gegner im Viertelfinale eventuell aussuchen zu können? Wie wichtig ist das Heimrecht? Was mache ich mit meinem Back-Up-Goalie? Erhält er nun mehr Einsätze?
So gut ich die durch die Unterteilung geschaffene Möglichkeit finde, auch schwächeren Teams noch bis in den Februar hinein Chancen auf eine Play-Off-Teilnahme zu lassen, so grübel ich doch immer wieder über Möglichkeiten nach, die Platzierungsrunde aufzuwerten.
Folgende Idee:
Keiner ist nach 44 Spielen (oder noch früher) für die Play-Offs fix qualifiziert. Es bleibt grundsätzlich alles so, wie es derzeit ist (inkl der Bonuspunkte). ABER: Der nach den zehn Spielen sechtsplatzierte Verein in der oberen Runde muss in einer Art Pre-Play-Offs gegen den drittplatzierten der unteren Runde antreten. Gespielt wird Best-of-3, Dienstag, Freitag und Sonntag. Der Sieger zieht in die Play-Offs ein, der Verlierer ist draußen. Somit müsste jeder Verein die Platzierungsrunde zumindest ein wenig ernster nehmen, denn den schlechtesten der Top-6 kann es trotzdem erwischen.
Schauen wir uns die vergangene Saison an: Der HCB Südtirol hat sich wie in allen Saisonen davor auch wieder problemlos für die Top-6 qualifiziert. Dort gab es dann aber nur zwei Siege bei acht Niederlagen. Ein richtiger Negativ-Lauf. Egal, denn sie waren ja schon fix qualifiziert. Umgekehrt konnte Dornbirn in der Qualifikationsrunde 6 Siege und eine OT-Niederlage verbuchen, womit es für Rang 3 ausreichte. Play-Offs hinter Znojmo und Graz knapp verpasst. Saison zu Ende.
Was ist der Sinn meiner Idee? Die schwächeren Teams hätten einen weiteren rettenden Ast, der sie in die Post-Season hieven könnte und die oberen Teams müssten eventuell trotzdem noch bis zur letzten Runde der Platzierungsrunde zittern.
Wäre das sportlich fair?
Sicherlich nicht. Aber ist es sportlich fair, Teams mit dem Budget von Salzburg gegen Teams wie Fehervar oder letztes Jahr Ljubljana antreten zu lassen? Ist es generell fair, dass ein Team, das nur halb so viel Punkte wie ein anderes erringen konnte, am Ende vielleicht trotzdem Meister wird, weil es einfach gelingt, sich im März in einen Spielrausch zu katapultieren? So sind einfach die Play-Offs. Und genau deshalb faszinieren sie uns so sehr!
Es wird nie hundertprozentige Fairness geben, aber die Vermarktung der beiden Zwischenrunden könnte durchaus angekurbelt werden. Und ganz ehrlich: Wer als ursprüngliches Top-6-Team gegen die neuntbeste Mannschaft (von 12) in einer Woche zweimal verliert, hat meines Erachtens auch keine Berechtigung, einen Play-Off-Platz für sich zu reklamieren.