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Was wurde aus … Sascha Benes?

Es war der 27.12.1997, Kapfenberger Eishalle. Bundesliga-Match zwischen dem KSV und dem KAC. Der Klagenfurter Verteidiger Christian Sintschnig checkt mit einem „Open Ice Hit“ den scheibenführenden Kapfenberg-Stürmer Sascha Benes derart heftig, dass dieser bewegungsunfähig auf dem Eis liegen bleibt.

Ob Benes’ Kopf zu weit unten oder Sintschnigs Ellenbogen zu hoch oben war ist letzten Endes irrelevant.

Was bleibt sind die Folgen: Sascha Benes ist seit diesem Abend vor fast zwanzig Jahren an den Rollstuhl gebunden und vom Bizeps an abwärts gelähmt. Damit endet nicht nur die Profi-Karriere des damals 24jährigen, sondern wird auch sein komplettes Leben auf den Kopf gestellt. Im Negativen wie auch im Positiven.

Sascha Benes (links) – Foto: Georg Diener

Das Negative ist offensichtlich: Monatelange Therapien zermürben den nach wie vor voll intakten Geist des Eishockey-Narren, der bereits in frühester Kindheit in die damalige Tschechoslowakei gependelt ist, um dort von den Besten der Besten zu lernen. Und eine Heilung ist nicht in Sicht.

Das Positive: Familiär läuft ab diesem Zeitpunkt sein Leben sogar besser: Hochzeit mit seiner Freundin Esther im Sommer 1998. Um das Familienglück im Hause Benes perfekt zu machen, kommt im Sommer 2003 Sohn Chenoa Benes zur Welt.

Das Leben in Österreich kann jedoch von den heißen Sommermonaten mal abgesehen, recht kühl sein. Vor allem, wenn man den ganzen Tag im Rollstuhl sitzt und keine Muskulatur und auch nur wenig Fett am Körper hat. Sascha sucht und findet ein Anwesen nahe dem spanischen Alicante, wo er ein behindertengerechtes Haus bauen lässt und vor allem die viel milderen Temperaturen der Costa Blanca genießen kann.

Und sonst? Sein Freundeskreis hat sich seit dem Unfall eher reduziert. Wobei man hier ergänzen muss, dass er aufgrund seiner überaggressiven Spielweise als Aktiver ohnehin bei gegnerischen und manchmal auch eigenen Spielern eher unbeliebt war, „der Oarsch“, „der Wahnsinnige“, „der Irre“. Aber ein paar wenige Freundschaften haben bis heute Bestand, ein paar neue sind hinzugekommen. Doch wer denkt, dass sich Sascha in Spanien faul die Sonne auf den Bauch scheinen lässt, der irrt.

Saschas Sohn Chenoa ist BMX-Fahrer und wurde im heurigen Sommer Österreichischer Staatsmeister seiner Altersklasse. Sein Trainer? Na klar, Sascha selbst.

So wie einst sein Vater ihn das Hockey-Spielen lehrte, so hat sich nun auch Sascha in die für ihn völlig neue Materie derart vertieft, dass Trainingspläne, Ernährung, etc völlig über ihn als Personal Coach seines Sohnes laufen. Eine Aufgabe, die ihn und seine Frau, die gleichzeitig auch seine Betreuerin ist, aus- und auch erfüllen.

Ex-Eishockey-Glatzen 2017

Dank des Internets und des SHN-Livestreams ist Saschas Kontakt zum Eishockey dann doch nicht ganz abgerissen. Und so erhalte ich reglmäßig an Sonntagen während der Servus Hockey Night eine Nachricht, wenn ich oder einer meiner Kollegen was sagen, womit der ehemalige Mannschaftskollege partout nicht einverstanden ist. Das Ganze natürlich in gepflegtem Eishockey-Fach-Jargon unter Wegfall aller Höflichkeitsfloskeln und dafür unter Zusatz jener Kraft-Worte, die dem Geschriebenen den nötigen Nachdruck verleihen. Ich hoffe, Sie, liebe LeserInnen, können sich bildlich/verbal vorstellen, wie ich das jetzt meine! Einmal Eishockeyspieler – immer Eishockeyspieler – egal, ob im Rollstuhl in Spanien oder im Fernsehstudio in den Eishallen dieses Landes.

 

Sascha Benes, geb 08.12.1973, 43 Jahre alt.