Heute wäre Viertelfinale VI. Ich spreche lieber über Werner Sejka.
Werner und ich sind fast gleich alt. Wir waren beide immer schon sportbesessen. Er wurde Handball-Goalie, ich Eishockeyspieler. Danach wurde er Journalist, ich Jurist. Im August 2010 sollten wir das erste Mal aufeinandertreffen. In der Salzburger Eisarena. Zum Casting für die neu geschaffene Servus Hockey Night. Er wollte Moderator und Field Reporter werden – ich sollte als künftiger Experte vorsprechen.
Es waren natürlich noch andere Bewerber anwesend. Aber das Schicksal (oder Andi Gröbl) wollte, dass Werner und ich gemeinsam eingeteilt wurden.
Wir erhielten die Skripten und für mich war das wie „mein Zuhause“. Thema war das erste Saisonspiel zwischen den beiden Vorjahresfinalisten Salzburg und Linz. Gesprächsstoff damit natürlich auch das im Frühling davor gespielte Finale. Und da ich so gut wie alle Spiele in der Vorsaison bei den KollegInnen von SKY gesehen hatte, war ich natürlich bestens informiert und dementsprechend locker.
Werner hingegen musste die ganzen Geschichten erstmals auswendig lernen. Die Namen, die Ergebnisse, etc. Und ich? Ich war mit vielen Spielern damals befreundet, in ständigem Kontakt und hatte somit so viele Hintergrundinfos wie niemand sonst an diesem Nachmittag in Salzburg. Werner war ein wenig angespannt, er dachte, ich würde die ganze Sache hier zu locker nehmen und meinte irgendwann ein wenig genervt, plötzlich mit einem Hauch von Wiener Dialekt:
„Du waßt aber schon, dass i net zum Spaß da bin, sondern die ganze Sache gwinnen wü!“
Da wurde mir erstmals bewusst, unter welcher Anspannung die meisten hier standen. Für sie ging es darum, einen Job zu ergattern, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, ihre Rechnungen zahlen und etwaige Kreditverbindlichkeiten abdecken konnten. Aber für mich? Für mich ging es eher um die Ehre. Einfach hier zu zeigen, dass ich diesen Job machen könnte. Zwei Dinge waren gefragt. Selbstbewusstes Auftreten vor Menschen/Kameras und Fachwissen zum österreichischen Eishockey. Naja, und das war halt eher Glück, dass ich genau beides hatte.
Ich versicherte Werner, dass ich alles geben würde, damit wir beide gut aussähen. Gesagt getan. Nach zwei oder vielleicht drei Minuten brachen Andi Gröbl und Christopher Ryan die Session auch schon wieder ab, meinten, wir hätten das exzellent gemacht, genau so sollte eine Studio-Situation ablaufen.
Die anderen vor und nach uns brauchten alle um einiges länger – wobei wir damals nicht wussten, ob das auch wirklich ein gutes Zeichen war.
Das Ende der Geschichte ist sogleich der Anfang der Servus Hockey Night. Werner Sejka wurde ebenso engagiert wie meine Wenigkeit. Auch wenn er durch die spätere Verpflichtung von Michael Knöppel vorerst noch nicht ins Studio durfte, so lieferte er doch einen sensationellen Field-Reporter ab.

Er war der Erste, der am Beginn der Woche Vorschläge und Statistiken für die kommende Sendung schickte. Er brachte Ideen ein, wo man wie was machen könnte, auch wenn es seine Position als Field Reporter gar nicht betraf. Er war so von dem Gesamtprojekt überzeugt, dass er sich für nichts zu schade war. Er schmiss sich in die Fan-Sektoren, war bei jeder Blödelei dabei und begann auch Eislaufkurse zu nehmen, um nach ein paar Jahren sogar selbst Eishockey zu spielen. Ein Unterfangen, welches für einen End-30er mit irrem Aufwand verbunden ist, aber er wollte einfach den Sport, über den er regelmäßig berichtete, selbst auch leben.
Im dritten Jahr der Servus Hockey Night wurde er mit der Zusatzshow am Freitag Abend, SHN-Kompakt belohnt. Dies war eine gemeinsame Studio-Sendung mit den Kollegen der deutschen Servus Hockey Night, bei der innerhalb einer Stunde Sendezeit die Spiele aus beiden Ligen aufgearbeitet und präsentiert wurden. Das Projekt war mega. Die Sendung machte auch mir als Experte extrem Spaß.
Nur: Was da für ein Aufwand dahinter steckte. Werner musste nicht nur die Stats für alle EBEL-Teams parat haben, er musste auch sämtliche Spieler und Spiele der DEL Woche für Woche vorbereiten. Also gesamt rund 20 Teams. Nur zum Vergleich: Für eine Live-Sendung aus der Halle muss man lediglich zwei Teams perfekt vorbereiten.

In den Wochen, in denen ich für Kompakt eingeteilt wurde, gingen sämtliche Abende für die Vorbereitung drauf. Und ich war „nur“ der Experte, der Fragen beantworten musste. Viel schwieriger war der Part des Moderators, der die ganze Show rocken sollte. Und das Woche für Woche.
Nach gemeinsamen Sendungen übernachteten wir zumeist in Salzburg, gerieten schon mal in „schräge“ Bars und hatten auch bei der Heimreise zurück nach Wien drei Stunden lang Gesprächsthemen abzuarbeiten, so dass wir manchmal noch am Parkplatz weiter plauderten. Ganz ähnlich war es bei den gemeinsamen Reisen zu den Sonntags-Spielen. Mit Andi Gröbl, Guido Friedrich, Joschi Wisberger, Erich Weiss, Michael Knöppel. Die Fahrten zu den Spielen in ganz Österreich – oder sogar bis Bozen – machten einfach nur Spaß. Wir diskutierten über Sport, Politik, Filme, unsere Familien. Und Werner hatte überall etwas zu erzählen. Sowohl bei der Hin als auch bei der Rückfahrt.
Und da selbst darüber hinaus noch viel zu besprechen war, erweiterten wir die Treffen auch im privaten Bereich mit unseren Frauen. Oder flogen gemeinsam nach New York, um dort ein paar Tage NHL-Luft zu schnuppern.
Werner entwickelte sich bei der SHN zum souveränen Studio-Host und es wurden auch andere Sender auf ihn aufmerksam. So führte eins zum anderen und Werner verließ uns, um bei Puls4 als Nachrichten-Anchor anzuheuern. Die gemeinsamen Reisen sind damit weggefallen und auch die gemeinsamen Abende sind mittlerweile weniger geworden.

Aber gerade in diesen Tagen, wo wir uns als SHN verabschiedet haben, kommen so viele Erinnerungen zurück. Und in ganz vielen davon ist Werner Sejka ein fixer Part. Zu Recht!
Und hier ein spezielles Video: Werner Sejka und der Playoff-Bart 2011.
