Heute startet endlich die neue EBEL-Saison. Wer dazu die nötigen Previews und Kadervorstellungen lesen möchte, der schaut bitte zu Kollegen Bernd Freimüller auf laola1.at. Besser und unterhaltsamer kann man die einzelnen Teams nicht vorstellen bzw bewerten. Daher fange ich damit erst gar nicht an. Mir ist vielmehr ein anderer, ebenfalls humorvoller, Charakter diese Woche wieder in Erinnerung gerufen worden, wobei es diesmal keine guten Neuigkeiten sind, die da aus Deutschland rund um Eisbären-Profi Constantin Braun bekannt geworden sind:
Bereits vor vier Jahren litt der 29jährige an Depressionen, konnte aber nach einer Erholungsphase seine Karriere fortsetzen. Nunmehr musste Braun vorerst mal eine Auszeit auf unbestimmte Zeit anmelden. Jener Constantin Braun, der die Wogen rund um die (aus österreichischer Sicht gelungene) Olympia-Qualifikation für Sotschi hochgehen ließ, indem er die berühmten Worte „weil es Österreich ist“ von sich gab. Jedenfalls eine gute Gelegenheit einen kleinen Rückblick auf die Geschehnisse und meine Einschätzung von damals zu machen. Vor allem aber: Baldige Besserung! Das Eishockey braucht „Typen“ wie Constantin Braun. Doch nun zurück ins Jahr 2013:
„Danke Constantin Braun“ – das war eine der Hauptaussagen aus dem österreichischen (Medien)-Lager nach dem historischen Nichtsieg gegen Deutschland, der Österreich die Qualifiaktion für die olympischen Spiele in Sotschi beschert hat. Was hat Braun genau gesagt? Befragt, warum die deutsche Mannschaft Österreich besiegen würde, hatte der Berliner direkt nach dem verlorenen Italien-Spiel gemeint:
„Weil es einfach Österreich ist. Wir sind Deutschland, die sind Österreich.“
Braun bezog sich dabei auf die Statistiken der letzten Aufeinandertreffen zwischen den beiden Teams, vor allem, wenn es um etwas ging, wie beispielsweise vor vier Jahren in Hannover, als Österreich als klar besseres Team trotzdem das Nachsehen hatte und der DEB-Auswahl 1:2 unterlag. Das Ende der Geschichte ist bekannt: Manny Viveiros hat dieses Interview vor dem entscheidenden Spiel quasi als letzten Motivationsschub seinen Cracks nochmals vorgespielt und Österreich schlussendlich die Qualifikation gegen den großen Nachbarn geschafft, während die Deutschen das Wortspiel von Kollegen Basti Schwele aufgriffen und vom DEBakel auch noch zwei Tage später traumatisiert waren.
Und Constantin Braun? Der steht jetzt als Depp der Nation(en) da.
Als überheblicher Spieler aus deutscher Sicht, als überheblicher Piefke aus österreichischer Sicht. So sehr ich verstehe, wie das Team Austria durch diese Aussagen nochmals emotional gepusht worden ist, so würde ich trotzdem nicht wollen, dass Braun sich oder diese Aussage überdenkt oder zurücknimmt. Constantin Braun ist ein Typ. Das ist mir schon bei seinen Interviews rund um das Salute Turnier der European Trophy aufgefallen. Einfach nicht auf den Mund gefallen. Immer für einen Scherz zu haben. Er verkörpert auch in Druck-Situationen diese Lockerheit, die uns immer wieder in Erinnerung rufen sollen: Hey, das Ganze ist ein Spiel! Es geht zwar auch um Geld – aber es ist ein Spiel, gespielt von groß gewachsenen Buben (oder Mädchen), die einfach nur Spaß am Toreschießen und am Wettbewerb haben wollen.
Constantin Braun hat mit einem Lächeln im Gesicht das gesagt, was sich alle eishockey-interessierten Deutschen und ziemlich sicher auch recht viele Österreicher vor dem Spiel gedacht haben.
Nur hatte Braun den Mut, dies auch auszusprechen. Ihm ist neben dem Ausscheiden nun ohnehin auch noch der Spott zweier Eishockeynationen gewiss. Ihn daher jetzt für diese Aussagen nun zusätzlich noch zu steinigen, halte ich für übertrieben, auch wenn der Grat zwischen demonstrativem Selbstbewusstsein und Überheblichkeit zugegebenermaßen ein sehr schmaler ist. Nehmen wir es, als was es ist. Ein Schmäh unter Eishockeyspielern, wie er auf dem Eis selbst hundert Mal pro Spiel vorkommt. Dank der von Servus TV in der EBEL und der DEL eingeführten Cable Guys wissen wir mittlerweile auch, dass die politische Korrektheit während des Spiels nicht immer den höchsten Ansprüchen gerecht wird, die die Fans und Zuseher anschließend bei den Interviews zu hören kriegen. Der sogenannte Trash-Talk ist bei vielen Spielern ein beliebtes Mittel, um den Gegner aus dem Konzept zu bringen. Ich selbst war, da ich beim Raufen nicht allzu gut (besser gesagt: richtig schlecht) abschnitt, eher darauf angewiesen, gegnerische Spieler mit frechen Sprüchen zu provozieren, was auch regelmäßig funktionierte. Trotzdem ist spätestens beim Handshake nach dem Spiel das Meiste längst vergessen oder zumindest vergeben, weil man ja auf jeden Spruch sofort eine Retourkutsche bekommt. Sei es durch eine verarschende/beschimpfende Antwort, sei es durch körperliche Gewalt. Eishockeyspieler bleiben einander nichts schuldig. Somit ist auch Constantin Brauns freche Ansage für mich als Österreich-Fan längst vom Tisch und freue ich mich schon auf das nächste Bruder-Duell im Rahmen der kommenden Weltmeisterschaft. Inklusive medialem Hick Hack davor. Und da ist unser Land mit Typen wie Trattnig, Unterluggauer, Rotter oder Lakos ja auch ganz gut aufgestellt.