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Villach: Kirchtag-Fasching-Playoffs

Es ist vollbracht. Nach 1441 Tagen Absenz nimmt der VSV wieder an den Playoffs teil. Und ist damit schon mal der beste Beweis, dass die oft von Sportdiskutanten und Sportdiskutantinnen als bedeutungslos kritisierte regular season nun doch gar nicht so bedeutungslos ist.

Denn auch wenn „nur“ drei Teams wegfallen, so ist das Erreichen der entscheidenden Meisterschaftsphase auch nicht selbstverständlich.

Und davon können mit Ausnahme der großen Vier (Red Bull Salzburg, Vienna Capitals, KAC und HCB Südtirol) wohl alle ein Lied singen. Selbst die oben genannten mussten alle schon zumindest einmal durch die Knochenmühle Qualification Round. Die Black Wings aus Linz waren die Letzten, die sich davon fern halten konnten, schafften es aber nunmehr gleich zweimal hintereinander nicht mehr, die Playoffs gleich nach der ersten Grunddurchgangs-Phase zu erreichen.

Aber zurück nach Kärnten. Die Stadt Villach giert nach Playoffs. Denn das ist die Jahreszeit, in der gerade Villach so richtig starke Traditionen hat. Kaum einer anderen Mannschaft werden derartige Attribute zugeschrieben, wie den Adlern. Bei den Themen „Kampfgeist“, „Niemals-Aufgeben“ und „Außenseiter-Stories“ werden wohl auch die meisten unabhängigen Fans den VSV ganz oben reihen. Die Außenseiter der Eisenbahnerstadt mit ihren Postlern, einheimischen Amateuren und Teenie-Idol-Imports a la Ken Strong und Gino Cavallini.

Sie zeigen den reichen Vereinen aus der Landes-, Bundes, -und Red Bull-Hauptstadt, wie man mit Villacher Herz und Bier scheinbar übermächtige Gegner zwischen Faschingsumzug und Kirchtag überwinden kann. Das sind die Geschichten, die auch Restösterreich gut findet.

Der letzte Meistertitel? Liegt bereits 14 Jahre zurück. Villach war damals das letzte Team, welches die 2004 in die Liga aufgestiegenen Salzburger Bullen noch im Finale biegen konnte, bevor das ohnehin schon mächtig besetzte Star-Ensemble mit weiteren Verstärkungen (Thomas Koch, Reinhard Divis) aufmagaziniert wurde, um dann in den nächsten fünf Jahren ganze vier Meistertitel einzufahren.

Und ich lehne mich mal nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich vorhersage, dass auch im Jahr 2020 der Meistertitel nicht nach Villach wandern wird. Zu übermächtig ist die Konkurrenz. Aber was darf man vom VSV in der Viertelfinalserie gegen Red Bull Salzburg erwarten?

Starten wir mit unnützem geschichtlichen Hintergrundwissen: Bisher trafen beide Teams in insgesamt fünf Playoff-Serien aufeinander. Bis auf den oben erwähnten Finaltriumph gingen alle anderen Serien an die Salzburger. Zuletzt mussten sich die Adler im Halbfinale 2016 den roten Bullen in sechs Spielen beugen. Schaut man sich aber die Ergebnisse im Detail an, sieht man erst, wie knapp das damals war. Zwei Siege gelangen den Salzburgern in der Overtime, das (traurige) Gesamttorverhältnis lautete 11:10 für Salzburg. 21 Tore in sechs Spielen ergibt 3,5 Tore pro Match. Ein Offensivspektakel sieht anders aus.

Aber zurück in die aktuelle Saison. Drei von vier Spielen gingen an die Mozartstadt, Torverhältnis insgesamt 10:8 für Salzburg. Alle Begegnungen waren One-Goal-Games, zwei wurden überhaupt erst im Penalty-Shoot-Out (das es ja zum Glück in den Playoffs nicht mehr gibt) entschieden.

Somit spricht die Statistik doch gar nicht so gegen den VSV, auch die Quali-Runde haben sie nach den beiden Auftaktniederlagen und dem Trainer-Wechsel von Aho zu Daum noch recht souverän runtergespielt.

Apropos Trainer: Rob Daum hat im Interview der Servus Hockey Night vergangenen Samstag auf meinen Hinweis zur 1:3 Saisonbilanz gegen Salzburg völlig richtig geantwortet, dass wohl alle anderen Teams der Liga eine ähnliche Bilanz haben, so dominant wie die Truppe von Matt McIlvane heuer aufgetreten ist. Wo liegen dann die Chancen des VSV? Nun ja, es geht um Leidenschaft, es geht darum, zum richtigen Zeitpunkt eine Welle der Begeisterung zu entfachen, auf der die Villacher dann Spiel für Spiel surfen können. Die Servus-Crew sieht Potential in dieser Serie, weshalb wir auch gleich mit einem Doppelpack (Mittwoch aus Salzburg und Freitag aus Villach) ins Viertelfinale starten werden.

Denn Salzburg ist angepeitscht von „the voice“ Flo Rudig sowieso eine wirklich laute Arena und in Villach hoffe ich einfach mal auf eine ausverkaufte Hütte und jene Atmosphäre, die mich in den 1990er und frühen 2000er Jahren schon extrem eingeschüchtert und unseren Teams auch regelmäßig die Schneid abgekauft hat.

Ob Villach die Serie gewinnen kann? Die Statistik sagt eher nein. Denn der Sechstplatzierte nach Abschluss der Zwischenrunde ist seit Einführung des Pick-Rechts in den letzten sieben Jahren fünf Mal im Viertelfinale gescheitert.

Ich persönlich habe bei #hostdosplayoffs (dem für alle zugänglichen Gewinnspiel bei Twitter) mal auf nein getippt – rechne mit einem 4:1-Sieg der Red Bulls, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, wenn wir dadurch eine 7-Spiele-Serie inklusive Villacher Tollhaus bekommen.

Apropos Tipps und Statistiken: Auch für den anderen Kärntner Verein, den KAC, schaut es diesbezüglich schlecht aus, denn der Viertplatzierte ist in den sieben Pick-Jahren trotz Heimrechts noch jedes Mal im Viertelfinale gescheitert. Nicht nur deshalb (und wegen der verheerenden Saisonbilanz von einem Sieg mit zwei Punkten aus vier Spielen) habe ich so ein Gefühl, dass die durch das Stahlbad der Qualifikations-Runde gestählten Stahlstädter aus Linz die Oberhand gegenüber dem regierenden Meister behalten könnten. Bei unserem ersten Einstieg in die Serie am kommenden Sonntag zu Spiel III in Klagenfurt werden wir dann erstmals sehen, ob der KAC wieder zur letztjährigen Playoff-Stärke auflaufen wird.

Und der Rest? Bozen in fünf und Wien in sieben Spielen. Aber zum Glück ist die Zeit der Vorhersagen nun vorbei und ich darf das machen, was ich viel lieber mache und hoffentlich auch besser kann: Szenen, Spiele, Serien anschauen, kommentieren und analysieren.

In diesem Sinne: Lasset die Spiele beginnen!

Hier geht’s zu Ihrem Live-Planer der Servus Hockey Night.