Dienstag sind genau elf Monate vergangen, seit ich meinen Blog zu Massimo veröffentlicht habe. http://saschatomanek.com/grazie-massimo/
Elf Monate, in denen sich viel getan hat, in denen Bozen erstmals nicht über den Sommer zum Problemfall wurde, in denen der Kader rechtzeitig feststand, in denen die Foxes als dauerhafter Top-Six-Kandidat mühelos in die Playoffs einzogen und in deren letzten Wochen der HCB sich mehr und mehr von den reellen Chancen einer Titelverteidigung verabschieden musste.
In einer Hauruck-Aktion wurde quasi über Nacht der letztjährige Meistercoach Kai Suikkanen vor Beginn der Playoffs abgelöst und durch den Kanadier Clayton Beddoes ersetzt. Naja, und eine gute Woche später wartet Bozen noch immer auf den ersten Sieg. Acht Niederlagen in Folge mussten die erfolgsverwöhnten Italiener einstecken. Fünf am Ende der Platzierungsrunde, drei in den bisherigen Viertelfinalbegegnungen gegen den KAC. Die mathematisch leicht auszurechnenden Folgen: Verlieren verboten. Zumindest einmal bis inklusive 26.03.2019. Sollten die Südtiroler nicht die nächsten vier Spiele en suite gewinnen, ist die Saison für sie beendet. Mehr Druck geht nicht mehr.
Aber wie gehen die Spieler damit um? Und genau so spannend: Wie gehen die Fans damit um. Jene bis zu 7.000 Zuseher, die den HCB in den Finalserien 2014 und 2018 zu Meisterschaften geschrien und nach vor gepeitscht haben. Jene Fans, die mit dem Singen der italienischen Hymne bei mir jedes Mal aufs Neue Gänsehaut-Feeling erzeugen. Kommen sie alle Dienstag Abend in die Halle? Oder reagieren sie mit Desinteresse, bleiben zu Hause, sehen ab 19.00 Uhr unseren Live-Stream und warten einfach mal ab, was geschieht?
Ich denke, es wird ganz viel von diesen Fans abhängen. Denn der KAC ist aktuell mit so viel Selbstvertrauen aufgepumpt, dass es den ersatzgeschwächten Italienern (Irving, Findlay) irgendwie gelingen muss, den Flow der Kärntner zu durchbrechen, ihnen die Lust am Spielen und die Lust am einfachen Gewinnen zu nehmen. Dieses Gefühl der Unverwundbarkeit. Denn, egal, was bisher passierte, am Ende jubelte Klagenfurt: Kurze Overtime: KAC gewinnt. Lange Overtime: KAC gewinnt. Keine Overtime: KAC gewinnt.
Glaubt Südtirol noch an seine Figli di Bolzano? Traut man den Füchsen auch zu, zweimal im fernen Klagenfurt zu gewinnen? Die Chancen dazu stehen schlecht. Wir alle kennen die Statistik der Erste Bank Eishockey Liga bei 0:3 Rückständen. Nur einmal gelang es, eine solche Serie noch zu drehen und zu gewinnen. Nachzulesen bei Vienna Capitals gegen Black Wings Linz im Semifinale 2010. Doch mal Hand aufs Herz. Wer glaubt daran? Ich jedenfalls nicht. Ich glaube sehr wohl an eine mögliche Verlängerung der Serie über Spiel IV hinaus. Aber so gerne ich ein Spiel VI in Bozen oder sogar ein Spiel VII in Klagenfurt im Rahmen der Servus Hockey Night mit meinen Kommentaren begleiten möchte, so wenig traue ich es dem letztjährigen Meister mit seinen oben erwähnten Ausfällen auch tatsächlich zu. So gesehen werde ich mich höflichkeitshalber von Massimo verabschieden und ihm einen Monat früher als 2018 einen schönen Sommer wünschen. Arrivederci a Bolzano!
PS: Falls ich mich irre, lieber Massimo, hoffe ich, dass Du mir aber im Semifinale trotzdem noch die weltbesten Panini verkaufst!