Heute ist Karfreitag und somit wäre es Zeit für Finale IV. Ich spreche lieber über Christian Brugger.
Für unsere erste gemeinsame Sendung (Servus Hockey Night – das Magazin) hatte sich Christian Brugger was ganz Spezielles überlegt. Er wollte mich onair bei der Begrüßung überraschen und hat meinen Namen daher ein wenig englisch abgewandelt. Was blieb war ein „Willkommen Tomahawk!“ Dies wohl in der Hoffnung, mich damit gleich einmal zum Schmunzeln zu bringen und mir ein wenig die Anspannung zu nehmen.
Der Schmäh ging allerdings nur bedingt auf, weil ich einerseits den vorbereiteten Gag bereits auf seinem Moderations-Kärtchen gesehen hatte und ich andererseits schon seit meinen Anfängen im Eishockey vom ein oder anderen englisch-affinen Kollegen spaßhalber „Tomahawk“ gerufen wurde. Was mir ganz gut gefiel.
Auf jeden Fall besser als die Bezeichnung „Tom Turbo“, die mir mal ein Wiener Mitspieler sarkastisch auf meine eher wenig ausgeprägte Geschwindigkeit beim Eislaufen gegeben hatte.
Ich fragte also Bruggi neugierig, wer ihm denn in der Recherche meinen Spitznamen verraten hatte und er meinte: „Niemand.“ Er hätte einfach nach einer coolen Abwandlung meines Namens gesucht und wäre über diese Form gestolpert. Das zeigte mir einmal mehr, wie akribisch sich meine KollegInnen der Servus Hockey Night in all den Jahren auf jeden einzelnen Einstieg vorbereitet hatten und wie viel Arbeit hinter einer Sendung steckte. Wir blieben dabei, dass mich Bruggi – wie ihn alle nannten – natürlich jederzeit gerne mit Tomahawk ansprechen könnte.
Im Gegenzug machte ich ihm schnell klar, dass einer mit seinem Nachnamen „Brugger“ in einem englischsprachigen Team natürlich nur mit einem einzigen Spitznamen gerufen würde. Nämlich „Brooks“. Die Amis und die Kanadier würden „Bruggi“ maximal von uns Österreichern übernehmen. Somit war schon nach kurzer Zeit geklärt, dass wir fortan per „Broox“ und per „Tomahawk“ miteinander kommunizieren würden.

Doch zurück zu unserer ersten gemeinsamen Sendung. Es war wie erwartet. Bruggi gab und gibt Dir als Experte einfach ein gutes Gefühl. Er stellt Dir gut vorbereitete Fragen, die vom 08/15 Schema abweichen und gibt Dir dabei die Chance, als Experte zu glänzen.
Er hebt Dich auf ein Podest ohne sich selbst dabei unter Wert zu verkaufen. Nicht zuletzt hat er diesen Blick in die Kamera, um die Fans zu Hause auch immer „abzuholen“ bzw „mitzunehmen“, wie es im Fachjargon so schön heißt.
Bruggi brachte Feuer in jede Übertragung und genau diese Präsenz ließ ihn auch schnell in die Rolle des Moderators von Sport & Talk aus dem Hangar 7 hineinwachsen. Wie er überhaupt zur sportlichen Geheimwaffe des damals noch ganz jungen Senders wurde. Schön für ihn – aber nicht so schön für die SHN. Denn es kam, was kommen musste: Bruggi wurde von der SHN abgezogen und sprang nur mehr in Notfällen als Moderator ein.

Was uns aber nicht daran hinderte in Kontakt zu bleiben. Und das läuft bis heute in einem ziemlich fixen Halbjahresrhythmus ab. Juni (da habe ich Geburtstag): Whatsapp von Bruggi und dann ganz langes Telefonat über unsere Erlebnisse – privater wie beruflicher Natur.

Halbes Jahr später: Weihnachtsfeier bei Servus TV. Bruggi ist verlässlich anwesend und verlässlich um mein persönliches Wohl bemüht. Er bringt mir das ein oder andere Getränk vorbei und stellt mich den vielen mir als „Externen“ unbekannten KollegInnen aus den verschiedensten Abteilungen vor.
Ähnlich wie live auf Sendung erklärt er auch gleich allen Anwesenden, dass ich doch der ehemalige Eishackler bin und Bruggi macht was er immer schon gemacht hat. Er erzählt den Menschen, wie toll alle rund um ihn herum sind und bleibt dabei aber trotzdem im Mittelpunkt.
Keine Ahnung wie er das macht, aber es klingt bei ihm nicht schleimig, sondern einfach selbstbewusst und sehr sympathisch.
Wir hatten vor mittlerweile etwas längerer Zeit auch ein ausführliches Gespräch über das Ende der SHN und natürlich las Bruggi auch meinen Schock-Blog „Game Over“ über das abrupte und für alle Betroffenen viel zu frühe Ende der SHN vor ein paar Wochen. Er schrieb mir im Anschluss ein paar sehr nette Worte: Und als Gründungsmitglieder vor 10 Jahren mussten wir feststellen, dass da schon etwas ganz Besonderes zu Ende gegangen ist.

Danke an Dich, Broox! Für den Enthusiasmus, den Du damals in unser gemeinsames Baby SHN gesteckt hast. Du warst mit ein großer Grund dafür, dass wir als neue, peppige Eishockey-Sendung wahrgenommen wurden.
