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ANDI GRÖBL

Heute wäre Semifinale I. Ich spreche lieber über Andi Gröbl.

Du schüttelst jemand die Hand (wenn nicht gerade Corona-Regeln das ausschließen), sagst „Hallo“ und weißt bereits in diesem Moment, dass zwischen Dir und Deinem Gegenüber die Chemie passt.

So ging es mir mit Andi Gröbl. So geht es meines Wissens nach jedem Menschen mit Andi Gröbl. Mag den irgendwer nicht?

Dann bitte schreibt mir. In einer Branche, in der sehr viel mit Ellbogentechnik und oftmals hinterrücks intrigiert wird. In genau dieser Welt triffst Du Andi Gröbl. Der Mann, der in seinem Heimatort ein Grundstück für seine Kids (für später) kauft und bis zu diesem „später“ mal alle Kinder des Dorfes per Schild dazu auffordert, ruhig auf diesem Platz Fußball zu spielen oder sich sonst wie sportlich zu betätigen. Gratis.

Der Mann, der sich in jeder Sportart so gut auskennt, dass er sie moderieren, notfalls auch kommentieren kann. Apropos kommentieren. Da war diese letzte Magazin-Sendung im ersten Jahr unseres Bestehens. Playoffs 2011. Die Vienna Capitals spielten im Viertelfinale gegen die Graz 99ers, lagen 3:0 in Front und hatten die Chance in Spiel IV auswärts alles klar zu machen. In den damaligen Viertelfinal-Partien versuchten wir unter der Anleitung von Christopher Ryan so viele Spiele wie möglich live zu übertragen.

Die SHN-Konferenzen wurden schnell Kult. Aus verschiedensten Gründen. Einerseits, weil sie für österreichische Verhältnisse etwas ganz Neues darstellten. Andererseits , weil wir technische Hoppalas hatten, die einfach passieren mussten und unsere Fans schlussendlich auch erheiterten.

Jedenfalls hatten wir das Wien-Graz Match nicht in der Konferenz dabei. Und genau in Graz ging es in die Overtime. Sweep-Gefahr und Saisonende für die 99ers? Jedenfalls eine spannende Angelegenheit, weshalb Andi und ich, die wir uns gerade auf die Abend-Sendung vorbereiteten, kurzfristig telefonisch verständigt wurden, wir sollten das Graz-Spiel kommentieren. Technisch aus heutiger Sicht noch Steinzeit, gelang es die Führungskamera anzuzapfen. Andi und ich saßen im Salzburger Studio, blickten auf einen winzig kleinen Monitor und versuchten ohne irgendwelche Unterlagen die winzigen Spieler mit ihren winzigen Trikots und ihren winzigen Namen darauf zu erkennen, um so dem Publikum zu Hause noch die bestmögliche Live-Improvisation zu bieten.

Für mich als Experte und Co-Kommentator, der die Teams in und auswendig kannte, war das kein großes Problem. Aber für Andi, der als Moderator der Sendung nicht ganz so nah dran war, handelte es sich natürlich um einen Tanz auf dem Drahtseil. Aber natürlich stürzten wir nicht ab. Die Caps waren so gnädig und machten noch in der ersten Overtime dem ganzen Treiben ein Ende. Sie erlösten somit Andi und mich aus unserem Blindflug. Die ZuseherInnen haben es uns mit netten Rückmeldungen gedankt.

Und dann war da noch die legendäre Salzburg Heimfahrt – ebenfalls im allerersten Jahr der SHN. Andi und ich waren gemeinsam zum Magazin (Sonntag, 22.00 – 22.30 Uhr) in Salzburg. Wir fuhren mit meinem Auto (und zwar einem kultigen weil für die Mehrheit unbekannten Ssangyong Kyron), Treffpunkt am kleinen Parkplatz in Altlengbach. Da wir Tür-zu-Tür fuhren und die Garderobe von ServusTV im Studio für uns vorbereitet war, trugen wir lediglich Jeans und Hemden. Kein Pullover, kein Sakko, keine Jacke. Achja, das Ganze passierte im Jänner oder Februar. Aber dazu gleich.

An die Sendung selbst habe ich keine Erinnerungen mehr – aber an die Heimfahrt. Wir ließen es uns gut gehen, plauderten im Auto und genossen die leere Westautobahn. 23 Uhr, 24 Uhr, kein Verkehr.

Allerdings ein hoher Sprit-Verbrauch. Verdächtig hoch und so entschlossen wir uns wenige hundert Meter vor der Ausfahrt Loosdorf sicherheitshalber abzufahren, um einerseits nachzusehen, was los war und andererseits auch gleich nachzutanken.

Es gab dort damals zwei Tankstellen, eine eher weiter oben, eine eher weiter unten. Ich visierte die obere an, kam aber aus dem Kreisverkehr gar nicht mehr heraus, weil der Motor abstarb. Außerdem war die Heckscheibe völlig ölverschmiert. Andi als mein Beifahrer sprang aus dem Auto und versuchte mich so anzuschieben, damit wir zumindest aus dem Kreisverkehr rauskamen und zur unteren Tankstelle rollen konnten. Das gelang uns schließlich auch. Dort war dann aber Ende. Und Andi ölverschmiert vom Anschieben und etwas eingefroren, weil er ja nur ein Hemd trug.

Ich rief den ARBÖ an und wir machten es uns im Cafe der Tanke bequem. So bequem, wie man es in einer Sonntag-Nacht, so rund um 01.00 Uhr Früh, im Winter, spärlich bekleidet halt haben kann. Und warteten dann mal eineinhalb Stunden, bis der Abschleppdienst kam. Doch dann nahm der Slapstick erst seinen Lauf. Andi und ich, beide nicht gerade zart gebaut, saßen mit der Person, die uns abholte zu dritt nebeneinander in der ersten Reihe dieses Abschleppwagens. Hinten drauf meine Karre. Dahinzuckeln mit einem schwachen 80er auf der Westautobahn. Lautes Dieselbrummen. Gesprochen wurde eher wenig. Aber gar nicht so aus Müdigkeit, sondern, weil die Situation so strange war.

Der Abschlepp-Mensch hatte natürlich keine Ahnung, wer wir waren und warum wir hier waren. Und auch kein Interesse sich in unsere spärlichen Gespräche einzumischen. Dann kam Altlengbach. Andi stieg aus und ich …. naja, ich saß nun neben einer wildfremden Person und wollte doch einfach nur mehr schlafen. Irgendwann erreichten wir dann aber noch Wien/Floridsdorf und ich fiel todmüde ins Bett.

Nach nur drei Stunden Schlaf ging es dann aber wieder in die Arbeit. Doch bevor ich noch meine erste Beratung starten konnte, rief mich schon Andi an und erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden. Andi. Einfach ein Kümmerer.

Oft sahen und hörten wir einander über Monate nicht, weil Andi, mit anderen Aufgaben eingedeckt war. Und trotzdem benötigten wir bei keiner Sendung auch nur eine Minute Aufwärmphase. Andi trug einen förmlich durch die Übertragung.

Eines Tages erzählte jemand in der Redaktion, dass Andi nun begonnen hätte, Medizin zu studieren. Einfach mal so. Dazu muss man wissen, dass er bereits ein abgeschlossenes Studium hat. Aber halt nicht jene Fachrichtung, die er ursprünglich einschlagen wollte.

Und jetzt, mit Mitte 40, verheiratet, zwei Kinder, bekannter Sportmoderator, beschloss er einfach mal so, sich der Medizin zu verschreiben und dafür seine sprudelnden Einnahmequellen drastisch zu reduzieren. Ohne zu wissen, ob er jemals überhaupt als Mediziner arbeiten würde.

Andi Gröbl ist jemand, der jederzeit bereit ist, seinen Komfortbereich zu verlassen. Wer von uns getraut sich das noch? Ich fix nicht. Bin da eher der Regenschirmbenützer. Safety first. Nicht so Andi. Denn Andi kann alles. Andi macht auch Musik. Gemeinsam mit seiner reizenden, unseren Zierbenschnaps schätzenden Frau, Gabi, und ORF-Altspatz Peter Elstner oder Servus-Sportchef, Christian Nehiba. Die Cow Hill Gang ist sein Projekt und wer Gabi Gröbl einmal Penny Lane singen hat hören, weiß wovon ich hier schreibe.

Achja und wer meint, das waren nun alle Talente des ehemaligen Fußball-Stürmers, der sollte noch eines wissen. Andi Gröbl ist mal im 100-Meter Sprint gegen unter anderem Ben Johnson angetreten. Das ist ja schon so recht cool. Aber schließlich sollten das damals auch alle Zuseher mitbekommen. Wie oft läuft man schon gegen Ben Johnson? Da jedoch der Stadionsprecher so langsam war, ging sich die Vorstellung von Andi auf der letzten Bahn nicht mehr aus.

Also sprang Andi ein paar Zehntel zu früh aus dem Startblock, um einen Fehlstart zu provozieren (damals ging das noch ohne Disqualifikation). Somit war genug Zeit, auch ihn noch dem Tiroler Publikum vorzustellen.

Das ist Andi Gröbl (nicht Chuck Norris) und ich denke, dass mich spätestens am Ende dieses Blogs jeder ein wenig darum beneidet, dass ich so viele Jahre mit ihm zusammen arbeiten und reisen und Spaß haben durfte.

Salzburg seriös
Salzburg real